I assume David Bowie finally figured out a solution and has returned to his home world to save it from extensive drought.
— Scott Beggs (@scottmbeggs) 11. Januar 2016
Die Nachricht vom Ende der irdischen Existenz David Bowies am 10. Januar 2016, nur zwei Tage nach seinem 69 Geburtstag und der Veröffentlichung seines letzten Albums Blackstar, war ebenso unerwartet wie ernüchternd. Wie konnte das passieren? Und wieso gerade jetzt?
Das erste Jahr ohne Bowie neigt sich dem Ende entgegen, und auch wenn er nicht mehr unter uns weilt, lebt er in seiner Musik und seinen Filmen weiter. So wollen wir nicht seinen Tod betrauern, sondern lieber sein Leben und sein Werk feiern und zeigen anlässlich seines 70. Geburtstages sein Leinwanddebüt THE MAN WHO FELL TO EARTH, das in den kommenden 40 Jahren nach seiner Kinoveröffentlichung im Jahr 1976 untrennbar mit dem Mythos David Bowie verschmolzen ist.

In THE MAN WHO FELL TO EARTH spielt Bowie einen mysteriösen Besucher von einem fremden Planeten, der auf der Suche nach einer Rettung für seine von einer verheerenden Dürre geplagten Welt auf der Erde strandet. Ganz im Sinne seiner irdischen Namensvorbilder ist auch Thomas Jerome Newton, wie der Außerirdische sich nennt, ein begabter Erfinder, der dank seiner bahnbrechenden Patente schon bald über die nötigen Ressourcen verfügt, um ein Raumschiff für den rettenden Wassertransport in die sterbende Heimat zu bauen. Doch die Gier und der Neid seiner Mitmenschen lenken sein Schicksal in andere Bahnen.
Die Rolle des Alien Thomas Jerome Newton, überirdisch und seiner Zeit weit voraus, scheint Bowie heute wie auf den Leib geschneidert. Um den Dreh des Films ranken sich bis heute Mythen. Während Bowie selbst in Interviews mit seiner totalen Ahnungslosigkeit in Sachen Schauspielerei vor und einem kompensatorisch hohen Kokainkonsum hinter der Kamera kokettiert, erinnerte sich seine Leinwandpartnerin Candy Clark an ihn als professionell, nüchtern und stets freundlich. Während der elfwöchigen Drehs in New Mexico beschädigte Wüstensand immer wieder die Kameras, ebenso wie es zu einer Auseinandersetzung mit den Hells Angels kam, die an einem der Drehorte ihr Camp aufgeschlagen hatten. Paramount Pictures, die bereits Nicolas Roegs vorherigen Film DON’T LOOK NOW (WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN, GB/I 1973) vertrieben und Produzent Michael Deeley für die US-Rechte von THE MAN WHO FELL TO EARTH im voraus 1.5 Millionen Dollar zugesagt hatten, weigerten sich zu zahlen, als sie den fertigen Film sahen. Es wurde geklagt, sich außergerichtlich geeinigt, der Film landete stattdessen für eine deutlich geringere Summe bei dem amerikanischen Arthouse-Vertrieb Cinema V und konnte schließlich mit Mühe und Not seine Produktionskosten – ziemlich genau die 1.5 Millionen Dollar, die Deeley von Paramount versprochen wurden – knapp wieder einspielen. In England hingegen war das British Board of Film Classification von Roegs nicht immer zimperlichen Film so wenig angetan, dass es ihn mit einem X-Rating für den kommerziellen Tod brandmarkte. Und trotzdem konnte all das THE MAN WHO FELL TO EARTH nichts anhaben.
Bekanntermaßen übernahm Bowie in THE MAN WHO FELL TO EARTH nicht nur die Hauptrolle, sondern steuerte auch einen Soundtrack bei, der jedoch nicht seinen Weg in den Film fand. Stattdessen beauftragte Regisseur Roeg John Phillips von der Flower-Power-Band The Mamas & the Papas mit der Zusammenstellung eines Soundtracks, der wiederum den japanischen Perkussionisten und Komponisten Stomu Yamash’ta sowie Rolling Stones-Gitarrist Mick Taylor ins Boot holte. Den Rest des Soundtracks, der aus lizenzrechtlichen Gründen erst 2016 in den Handel kam, rekrutierte Phillips aus zeitgenössischen Songs von Louis Armstrong. Frank Glazer, Jim Reeves, Roy Orbison, Steely Dan, Joni Mitchell und Bing Crosby. Bowie selbst nahm seine Kompositionen im darauffolgenden Jahr mit nach West-Berlin in die Hansa Studios, wo daraus „Low“, der erste Teil seiner gemeinsam mit Brian Eno und Tony Visconti produzierten Berlin Trilogy wurde.
THE MAN WHO FELL TO EARTH sollte nicht Bowies letzter Film bleiben, auch nicht seine letzte Hauptrolle. In den darauffolgenden Jahren spielte er den Vampir John Blaylock in Tony Scotts THE HUNGER, Goblinkönig Jareth, den aufsässigen Kriegsgefangenen Jack Celliers, Pontius Pilatus, Andy Warhol, Nikola Tesla und immer wieder sich selbst. Letzteres ist irgendwie logisch, war doch David Bowie eh nur die Rolle, die er für uns Menschen gespielt hat, damit wir ihn für einen von uns halten. Ganz abgekauft haben wir ihm das aber nie.
Somit erinnern wir uns am 6. Januar an einen unvergleichlichen Ausnahmekünstler, dem am meisten dafür zu danken ist, David Bowie gewesen zu sein.
IN LOVING MEMORY OF DAVID BOWIE (8. Januar 1947 – 10. Januar 2016)
FR 06.01. | 22:45 Uhr | David Bowie Memorial
THE MAN WHO FELL TO EARTH (GB 1976)
Regie: Nicolas Roeg
Drehbuch: Paul Mayersberg,
nach einem Roman von Walter Tevis
Originalfassung (engl.), 139 Minuten
mit David Bowie, Rip Torn, Candy Clark, Bernie Casey
Musik von John Phillips und Stomu Yamashta
Um dem Wassermangel auf seinem Planeten entgegen zu wirken, landet Thomas Jerome Newton (David Bowie) auf der Erde. Mit Hilfe bahnbrechender Patente baut er ein Wirtschaftsimperium auf, mit dessen Finanzkraft er das Wasser zu seinem Planeten transportieren will. Doch sein Erfolg wird vom Neid der Konkurrenz begleitet, wodurch der außerirdische Bewohner zunehmend Probleme bekommt.
Einlass im Foyer ab 22:30 Uhr || Freie Platzwahl
Tickets: 7 € / 5 € erm.
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