BLACK RAIN (OV) // 24.02.2017, 22:45 Uhr

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Zwei Dinge haben das Actionkino der 80er Jahre in geradezu ikonischer Weise geprägt: Die Hard Bodies von Stallone, Schwarzenegger, Norris und Konsorten sowie die in diesem Jahrzehnt perfektionierte Kreuzung aus Buddy Movie und Cop Film: der Buddy Cop Film. In diesem sind es meistens zwei männliche Polizisten, die sich aufgrund ihrer massiven persönlichen und professionellen Differenzen nicht ausstehen können und aufgrund eines brisanten Falls gezwungen sind, sich zusammenzuraufen. Die anfänglich noch überschaubaren Ermittlungen führen schnell auf die Spur einer bis in höchste Ränge hineinreichenden Riesensauerei, und die anfangs unüberbrückbar scheinende Kluft muss überwunden werden, wollen die beiden am Leben bleiben. Man kommt sich zwangsweise näher, erkennt die vermeintlichen Makel des anderen als Qualitäten an, und riskiert schließlich das Leben für ihn, denn am Ende gibt es in einer korrupten Welt nur noch den eigenen Partner, dem man vertrauen kann. Walter Hills 48 HRS. (1982), der dem jungen, kaum bekannten Stand-Up Comedian Eddie Murphy über Nacht zu Weltruhm verhalf, kam noch mit lediglich einem Polizisten aus, gilt aber heutzutage als kommerzielle Blaupause des Subgenres, das Shane Black und Richard Donner 1987 mit LETHAL WEAPON in eine perfekte Form gossen.

Ridley Scotts BLACK RAIN, der das Buddy-Sujet nach Osaka transportiert und dort zu einer fish-out-of-water-Story macht, steht im Schatten sowohl der in Serie gegangenen Buddy Cop Filme wie eben LETHAL WEAPON, BAD BOYS oder RUSH HOUR als auch der Erfolgsfilme des Regisseurs selbst, dem heute dank ALIEN (1979) oder BLADE RUNNER (1982) der Ruf eines Visionärs anhaftet. Tatsächlich produzierte der 2003 zum Ritter geschlagene Sir Ridley in den 80ern jedoch einen kommerziellen Flop nach dem anderen  – der bei seinem Kinostart gerade mal lauwarm empfangene und erst später zum Kultfilm avancierte BLADE RUNNER ist hiervon nicht ausgenommen. Sein Fantasyabenteuer LEGEND (1985), über das heute eigentlich niemand mehr spricht und das vermutlich nur noch aus Neugier oder ironisch herausgekramt wird, wollte trotz des brandheissen Newcomers Tom Cruise damals schon kaum jemand sehen. Sein 1987 folgender Neo-Noir-Thriller SOMEONE TO WATCH OVER ME wird zwar heute in Bezug auf seinen Stil als Meisterwerk gehandelt, war jedoch ebenfalls alles andere als ein Kassenmagnet. BLACK RAIN sollte die Trendwende sein.

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Andy Garcia, Michael Douglas in BLACK RAIN (Paramount Pictures 1989)

Michael Douglas in der Rolle des New Yorker Schmuddelcops Nick Conklin, der sich im geordneten Osaka zurechtfinden muss, schien in mehrerer Hinsicht als die perfekte Besetzung. Gelangte Douglas in den Siebzigern als Teil des TV-Cop-Gespanns von THE STREETS OF SAN FRANCISCO zu internationalem Ruhm, galt er Ende der Achtziger dank seiner Darstellung des untreuen Familienvaters in FATAL ATTRACTION (1986) und des gewissenlosen Börsenhais Gordon Gekko in WALL STREET (1987) nach nur zwei extrem erfolgreichen Filmen als erste Adresse für die Rolle des Arschlochs – ein Ruf, den er mit THE WAR OF THE ROSES (1989), BASIC INSTINCT (1992), FALLING DOWN (1993) weiter zementierte und der ihn schließlich zu David Finchers THE GAME (1997) führte. Zweiter Stars des Films ist keineswegs Andy Garcia (Sorry, Andy!), sondern das neondurchflutete Osaka, das auf visueller Ebene den Bogen  zu Scotts mittlerweile zu neuer Würdigung gelangten BLADE RUNNER zurückschlägt. Was das von Scott mit seinen Neonlichtern und überdimensionalen Videoscreens an den Wolkenkratzern inszenierte Los Angeles des Jahres 2019 in Sachen visueller Pracht nur als Zukunftsvision leisten kann, das macht die japanische Millionenstadt jede Nacht ohne das Einwirken auch nur eines einzelnen Spezialeffekttechnikers.

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BLACK RAIN (Paramount Pictures 1989)

 

 

 

 

 

 

 

Wo William Friedkin in seinem nihilistischen Buddy Cop-Abgesang TO LIVE AND DIE IN L.A. (1986) die Regeln des Genres an der entscheidenden Stelle unterwandert und mit ihnen bricht, nimmt Scott sie zwar deutlich ernster, zeigt sich aber von Friedkin nicht unbeeindruckt. Auch bei Scott übernimmt der gewaltsame Tod des Partners, der Friedkins Film in seiner doppelten Ausfertigung rahmt, eine katalysierende Funktion, doch stürzt er Conklin, den Amerikaner in Osaka, nicht in einen selbstzerstörerischen Abgrund, sondern zwingt ihn, sich auf das Unbekannte einzulassen. Anders als in Michael Ciminos einige Jahre vorher fast universell als rassistisch und sexistisch gescholtener YEAR OF THE DRAGON (1985) siegt in BLACK RAIN am Ende das gegenseitig Verständnis und die Erkenntnis, dass man sich bei allen scheinbaren Unterschieden eigentlich doch gar nicht unähnlich ist.

BLACK RAIN war kein Hit, aber gut genug besucht, um schwarze Zahlen zu schreiben. Den richtigen Erfolg feierte Ridley Scott jedoch erst, als er 1991 mit THELMA & LOUISE ein weibliches Buddy-Duo auf die Leinwand entsandte, das Filmgeschichte schrieb. Zweieinhalb Jahrzehnte später halten sich bei Ridley Scott die Blockbuster immer noch die Waage mit den Flops. Bis heute folgt auf jeden AMERICAN GANGSTER (2007) ein THE MAN WHO NEVER LIVED (2008) und auf jeden EXODUS: GODS AND KINGS (2014) ein THE MARTIAN (2015). Deswegen Ridley Scotts Talent als Filmemacher in Frage zu stellen, auf die Idee käme trotz veritabler Flops niemand mehr.


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FR 24.02. | 22:45 Uhr
BLACK RAIN (USA 1989)

Regie: Ridley Scott
Drehbuch: Craig Bolotin, Warren Lewis
Originalfassung (engl.), 125 Minuten
mit Michael Douglas, Andy Garcia, Ken Takakura, Kate Capshaw, Yusaku Matsuda, Luis Guzmán
Musik von Hans Zimmer

Nick Conklin (Michael Douglas), ein Bilderbuchexemplar von einem Schmuddelcop mit fragwürdigen Ansichten und ebenso fragwürdiger Arbeitsethik, erhält den brisanten Auftrag, gemeinsam mit seinem Partner (Andy Garcia) den japanischen Killer Sato (Yûsaku Matsuda) in Osaka abzuliefern. Doch statt ihn den Polizeibehörden zu übergeben, lassen die beiden sich ihren Gefangenen noch vor Verlassen des Fliegers abjagen und verhelfen ihm zur Flucht. Unwillens, diese peinliche Schlappe auf sich sitzen zu lassen, begeben sich die New Yorker auf die Spur des Flüchtigen und damit kopfüber in eine Welt, deren Regeln sie nicht verstehen.

Einlass im Foyer ab 22:30 Uhr | Freie Platzwahl
Tickets: 7 € / 5 € erm.
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